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Es ist ein Timber!

Zu unserer verrückten kleinen Familie gehört seit ein paar Wochen auch ein Timber! Ein Australien Shepherd Bearded Collie Mix, ein Rüde. Timber ist nun 12 Wochen alt und genießt eine laienhafte, liebevolle aber teilweise auch strenge Erziehung. Es ist unser erster Hund, für den wir uns sehr bewusst entschieden haben. Gut, ich will auch bei der Wahrheit bleiben, ich musste schon etwas hartnäckig Überzeugungsarbeit leisten-natürlich nicht bei den Kindern.

Im Februar fuhren wir als komplette Familie nach Bad Oexen zur familienorientierten Reha. Es war eine wundervolle Zeit, die uns durchsortiert, geerdet, zusammengeführt, aufgewühlt und glücklich gemacht hat. Viele Therapien, Sport und Erlebnisse mit den Leidgeplagten aus unserem Durchgang schüttelten unsere lahmgelegte Welt durch und verpassten uns Denkanstösse, Muskelkater und Lachanfälle. Aus verschiedenen Gründen wurde uns als eine von wenigen Familien eine Hundetherapie zugestanden. Der Therapiehund Freddy war ein Australien Shepherd. Ich gestehe, ich war sofort verliebt. Ich konnte nur noch daran denken, wie auch wir uns mit einem so wunderschönen, schlauen Tier in eine strahlende Zukunft therapieren.

Mit Sicherheit bin ich da sehr romantisch herangegangen und habe berechtigte Einwürfe wie hohe Kosten, viel Verantwortung und hohen Zeitaufwand weggewischt. Auch ist da immer noch das Risiko eines plötzlichen Krankenhausaufenthaltes der Lütten. Von einem möglichen Rezidiv möchte ich gar nicht erst anfangen. Auch hier bin ich ignorant und auch optimistisch. Ich habe für uns alle beschlossen, dass wir durch sind mit Leukämie. Nun gibt es nur noch Jux und Dallerei. Planen und Absicherung finde ich angesichts unserer schweren letzten eineinhalb Jahre fast lächerlich.

Wie oft liest man nach Schicksalsschlägen (nicht den eigenen natürlich), dass vielen auffällt, dass sie ihr Leben nicht erleben sondern ertragen, sich mit zuviel Banalem beschäftigen und sich zu oft ärgern. Ab nun möchte man bewußter leben, mehr Zeit mit den Kindern verbringen, mehr spenden, weniger arbeiten, nicht mehr soviel wegschmeißen und mehr reisen statt nur zu sparen. Leider halten die guten Vorsätze nicht lange. Der fiese Alltag schleicht sich ein, das krebskranke Kind in der Zeitung, der durch einen Herzinfarkt viel zu früh verschiedene Nachbar sind schnell vergessen. Zur heutigen Leistungsgesellschaft gehört eben auch, sich abzuschotten, Furchtbares nicht zu sehr an sich heranzulassen, Trauer schnell und effizient abzuschließen.

Und sogar uns geht es so. Der Alltag frisst uns auf, all die guten Vorsätze (vor allem in der Zeit der Reha gefasst) geraten in gut versteckte Hirnregionen. Aber ich will das nicht. Ich will auch nicht mein altes Leben wieder, doch wie mein neues aussieht, weiß ich auch nicht. Ein Timber soll mir die Richtung weisen. Ein Timber soll sich hier wohlfühlen und neue Impulse geben, micht an die frische Luft führen, dem Tag einen Rahmen geben. Ich präsentiere unseren Timber:

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