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Meine Mutter hat gesagt

Morgens bringe ich böse Helikopter-Mutter mein Kind bis zum Klassenraum, aber bisher wird das auch so akzeptiert. Im ersten Schuljahr konnte Sue Klein ihre Mappe kaum tragen. Mittlerweile denke ich, dass Sue Klein (und natürlich auch die Mutter) bereit für den nächsten Schritt ist. Sie hat noch Probleme beim Schuhwechsel, aber die Mappe schafft sie.

So kommt es, dass morgens vom gegenüberliegenden Klassenraum der dritten Klasse so manches liebreizende Gespräch an mein Ohr schallt. Gleich beim Hereinkommen in den Flur wurde ein Mädchen mit folgenden Worten begrüßt: „Meine Mutter hat gesagt, dass Du nicht mehr zu uns darfst!“ Und dann der Todesstoß: „Du bist immer so frech!“… Das sonst wohl so freche Mädchen war sprachlos. Ein unsicheres Grinsen schlug um in verletzte Schmolllippe. Mir war stellvertretend für die Gescholtene abwechselnd heiß und kalt und ich spürte brennend ihre Enttäuschung auf meinem Gesicht. Alle anderen Zeugen grinsten schadenfroh und ich drehte mich weg.

Auch ich war sprachlos. War es ein Anfängerfehler der Mutter? Dachte sie, das Töchterlein hört sie nicht, als sie über den anscheinend nervigen Besuch herzog? Oder spekulierte sie genau auf das Szenario, welchem ich beiwohnte?

Nun ja, auch bei uns gab es so etwas schon: „Meine Mutter hat gesagt, dass Euer Hund überhaupt nicht erzogen ist. Dem hätte sie schon in die Schn… gehauen.“ Ähm ja, diesesKindkommtmirnichtmehrinsHaus. Dann doch lieber der unerzogene Hund. Oder sollte ich so tun, als hätte ich nichts gehört und mein Kind präparieren? Beim nächsten Gegenbesuch rutscht dann so ein: „Meine Mutter hat gesagt…“ raus. Aber was gemeines muss es sein, was schlimmes. Ein RacheMeineMutterhatgesagt! Für die Schmach. Lippe zum Schmollen vorschieb. Gehässige Welt, ins Bett geh, Decke übern Kopf schmeiß. Nacht.

 

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