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Mama, ich habe geträumt

Die Lütte träumte, dass wir als Familie umgezogen sind. Nur sie durfte nicht mit. Das tat weh, denn ich verdränge oft, dass vor allem sie, die nun mal gegen die Leukämie kämpft, auch irgendwie verarbeiten muss. Ihr Lieblingsmusiktherapeut hat im Krankenhaus stets betont, dass sie sehr viel über Spiel abbaut, welches teilweise aggressiv, aber auch sehr kreativ und gewohnt eigensinnig ist.

Was macht so eine Krankheit mit einer Kinderseele? Welches Alter wäre denn das „Beste“, um da möglichst heil herauszukommen? Ich erlebe sie jeden Tag lebensfroh, energiegeladen, aufsaugend, gierig nach Action und gierig nach Kuscheleinheiten. Und so war sie vor einem Jahr auch. Dabei waren wir mitten in der Intensivtherapie mit Übelkeit, Laufschwierigkeiten und nicht vorhandenem Immunsystem. Vor einem Jahr ermöglichte uns Kinderlaecheln e.V. mit anderen Kindern und Familien ein langes Wochenende in Warnemünde. Es war unser „erstes Mal“. Unsere Jüngste hatte eine traumhafte Zeit, in der sie Therapie, Krankenhaus, Schmerzen und Übelkeit hinter sich lassen konnte. Das Hotel „Stolteraa“ wurde von den Kinderlaecheln-Kindern sofort in Besitz genommen und es hat mich fasziniert, wie freundlich und geduldig das Hotelpersonal war. Sowas habe ich noch nie erlebt. Und ich glaube zum Dank dafür gab es keine größeren Schäden am oder im Gebäude.

Und in knapp einem Monat fahren wir erneut mit Kinderlaecheln nach Warnemünde. Es ist bereits unsere dritte Reise nach Warnemünde, welche der Verein zwei mal im Jahr liebevoll und engagiert vorbereitet. Und jedes mal wird es emotionaler. Wir treffen alle Familien wieder, die wir auf unserem Weg kennenlernen durften. Alle, die mit uns nun ein anderes Leben führen, in einer Zwischenwelt leben. Wir werden weinen und lachen. Wir werden um die Kinder weinen, die den Kampf verloren haben. Die  wir gern hatten und die nun verwaiste Eltern zurück gelassen haben. Eltern, die nun den Schmerz erleben müssen, vor dem wir so große Angst haben.

Deshalb schlägt mir so ein kleiner Traum meiner Tochter die Beine weg. Es gibt keinen Alltag, kein Vergessen, kein Verdrängen. Aber wir sind alle zusammen, jetzt.

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