Blog,  Coropalypse

Tag 4 – Bleibt doch endlich zu Hause

Irgendwie sind wir hier noch gar nicht richtig durchstrukturiert. Zumindest habe ich das Gefühl, dass wir es sein sollten. Andere beschulen schon fleißig ihre Kinder. Für Sue Klein gibt es noch gar keine Aufgaben und ich bin gespannt, wie sie kooperiert, denn es war schon letztes Jahr so schwierig. Wir haben vor allem in Mathe einfach keinen Weg gefunden, in ihr Denken einzusteigen. Klar haben wir immer wieder zum Beispiel das Einmaleins geübt, Aufgaben in Alltagssituationen fließen lassen. Sie ist jedoch am nächsten Tag wieder resettet. Andere können wenigstens auswendig lernen. Aber sie präsentiert uns hier mindestens zwei verschiedene Ergebnisse und keines davon stimmt.

Sue Heck hatte heute noch einen kompletten Schultag. Die Unterlagen bzw. Aufgaben wurden bis zur letzten Stunde ausgegeben-wahrscheinlich, um zu verhindern, dass irgendjemand eher geht. Angesichts der sich überschlagenden Nachrichten, finde ich das Beharren auf die Virenverteilsituation befremdlich. Dann muss man sich auch nicht wundern, wenn die Schüler in dicht gedrängten Gruppen umherlaufen, sich herzen und drücken und nachmittags die Straßen bevölkern. Social distance wird da eindeutig ad adsurdum geführt. Sue Klein freute sich heute auch auf Treffen mit ihrer Freundin. Da musste ich sie leider erst mal enttäuschen. Das tat mir wirklich von Herzen leid.

Aber für mich überstrahlt heute etwas ganz anderes diesen Tag. Sue Heck hat in den ersten beiden Vorprüfungen Deutsch und Mathe eine Zwei. Kreisch. Wir sind so stolz und freuen uns, dass sie für ihren bisherigen Fleiß belohnt wurde. Da kann sie mit einem guten Punktepolster in die endgültigen Prüfungen gehen, wann immer diese dann stattfinden.

Die Stimmung hier ist übrigens recht gut, vielleicht etwas ratlos, wie es weiter geht. Allerdings fehlt auch etwas Leichtigkeit, so wie die vom Wochenende. Ich habe schon überlegt, ob ich nicht doch etwas zu viele Nachrichten sehe und so habe ich bewusst, heute wenig konsumiert. Der Tipp, seine Energien nicht auf das Problem zu lenken und somit zu verstärken, ist doch dringend zu befolgen. Das ist mir auch aufgefallen, als wir überlegten, was uns hier zu Hause für einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln fehlt. Ich hatte ständig Hunger, weil es auch um Schokolade und überhaupt leckere Dinge ging. Süßigkeiten haben wir übrigens kaum zu Hause.

Die Zahl der Infizierten liegt heute bei ca 9000. Die Menschen verhalten sich hier nach meiner Beobachtung wie immer. Nur die Schilder der abgesperrten Spielplätze lassen den Ernst der Lage erahnen und das Gemotze überall plus die ganzen Verschwörungsnachrichten. Schon allein deshalb lohnt sich Social Media Detox.

Mein Plan für morgen sieht Hausarbeit, Seifenherstellung und Flurvorbereitung zum Streichen vor. Der Flur möchte noch fertig renoviert werden. Farben und Tiefengrund sind selbstverständlich organisiert. Nebenbei werde ich den Kindern mit dezenten Hinweisen aufs Üben den Tag versüßen. Versauen mein ich. Versauen. Ich setze auf Freiwilligkeit. Den benötigte Rahmen werden wir zusammen erarbeiten. Also die Struktur, die wir dann wahrscheinlich jeden Tag neu anpassen. Ich glaube, dem Hund Kunststückchen beibringen, gehört auch zum Lernen und Lehrern (wieder so ein schöner Verschreiber, lass ich so). Ansonsten ergebe ich mich heute der Pollendichte draußen. Schlaft gut.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert