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Bus fahren

Das kleine Kind geht noch immer mit Freude zur Schule. Na gut, sie wird gefahren. In ca fünf Minuten hat man per Auto den kleinen Ort mit der Schule erreicht.
Am Anfang fiel ihr das Loslassen sehr schwer und ich musste vor dem Klassenzimmer viel Überzeugungskraft leisten. Einmal lief sie mir schreiend aus dem Schulgebäude hinterher. Ich hatte wohl unser Abschiedsritual an irgend einer Stelle zu kurz gestaltet.

Hat sie sich in der Zeit der Krankheit so oft Selbständigkeit gewünscht, Bewegung außerhalb des fesselnden Bettes und vielleicht sogar etwas weniger Eltern, so hatte der erfüllte Wunsch wohl etwas erschreckendes. Die angestrebte Normalität sollte vor allem morgens ruhig noch etwas warten.

Aber ein Wunsch, den sie immer und immer wieder hartnäckig betonte, wurde ihr heute erfüllt: allein von der Schule nach Hause mit dem Bus fahren! Natürlich haben die total coolen Eltern den Vorgang heimlich mit dem Auto begleitet. Fast wären wir vor der Schule aufgeflogen, als Klassenkameraden der Mittelsten die Aufmerksamkeit der Jüngsten auf unser eben entdecktes Auto lenken wollten.

Ich selbst lächelte die ganze Zeit ziemlich dämlich, weil es mein Herz erweichte, wie die Lütte als Kleinste in einer Gruppe Schüler zum Bus lief. Natürlich musste ich das fotografieren. Dieser große Moment paparazzimäßig eingefangen auf einem schlechten Handyfoto… ich grinse noch immer.
Dann blieb uns nur noch, dem Bus hinterher zu fahren und das strahlende Kind an der Heimatbushaltestelle einzufangen. Mittlerweile hatte ich Tränen in den Augen. Wie glücklich sie war! Ganze 1,11 m strahlten wie hundert Sonnen. Aufgeregt erzählte sie, wie gemütlich es im Bus wäre und sie jetzt nur noch Bus fahren wolle.

Diese kleinen Dinge, von denen immer erzählt wird, das Leben im Jetzt… Bus fahren eben.

 

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