Blog,  Coropalypse

Tag 52 – Sounds like a melody

Heute habe ich mir die Zeit genommen, Alphaville zu hören. Es gibt jede Menge besonders aufbereitete bekannte und unbekannte Coronaüberstehsongs. In der Beziehung waren Alphaville schon immer Vorreiter. Es gibt seit Jahren online bereit gestelltes Material. Fans durften mitdiskutieren, gestalten, selbst singen, kritisieren-eben einfach mitquatschen.
Egal, ich bin mal wieder mittendrin im Hörrausch. Es tut gut und es soll irgendwie auch nur mir guttun. Also hört gefälligst nicht Alphaville. Alles meins. Hört Ihr? Meins. Meins. Meins.

Was macht diese Zeit mit den Menschen? Irgendwie nicht das, was es mit uns macht. Es irritiert mich, wenn immer aggressiver und lauter nach Normalität gerufen wird. Was ist denn normal?
Haben wir uns nicht irgendwie alle damals in der Schule über die Störungen, die Klassenclowns und die unvorhergesehenen Ereignisse gefreut? Das Unterbrechen der Pflicht? War es nicht oft wie ein kleiner Sonnenstrahl aus dunklen Wolken, das Licht am Ende des Tunnels, das, woran wir uns abends dankbar erinnerten? Haben wir es nicht alle gehasst, wenn dann alles weiterlief im Pflichtprogramm? „Wo waren wir stehen geblieben?“.

Ich will weiter die Ausnahme leben. Die Natur hat ein Stöckchen ins Getriebe geschmissen, uns zum Anhalten gezwungen. Zum Innehalten. Es sollte viele einfach zum Nachdenken anregen, zum Sichselbstaushalten. Zum Familieaushalten. Jetzt ist die Zeit der Prüfungen. Und ich rede nicht von Schule. Für viele bringt es Entscheidungen, die sie selbst nicht getroffen hätten. Entscheidungen, die überfällig waren. Es wird Lebenspläne durcheinander bringen, Jobs kosten, die schon lange gekündigt hätten werden sollen. Beziehungen kosten, die längst hätten beendet werden müssen. So manchen rettet die Zwangspause die Gesundheit. Tief im Inneren muss doch diese Erleichterung zu spüren sein, aussteigen zu dürfen-eine Entschuldigung zu haben. Oder ist es etwa genau das? Nie wurden einem die Probleme/Fragen des Lebens härter auf den Tisch geknallt als zu Corona-Zeiten. Das muss so verunsichern, dass lieber gestritten und gehetzt als genossen wird.

Ich werde hier auf bestimmte Themen wie drohende Impfpflicht, Corona-App, Mundschutz etc. erst mal nicht eingehen. Deutschland hat definitiv erst mal eine erste Klatsche abgewehrt. Leider haben die Menschen nicht verstanden, dass es nach wie vor um Rücksicht, Empathie, bewusstes Miteinanderumgehen und Gesundheit geht. Wir können noch so viel verbieten oder lockern, der Virus begleitet uns weiterhin. Das heißt aber nicht, dass wir sehenden Auges in die tiefste Stelle des Sees springen müssen ohne zu wissen, ob wir genug Kraft haben, ans Ufer zu schwimmen.

Schade, dass es schon wieder so spät ist. Ich bin irre müde und habe so viele Gedanken im Kopf, die zumindest sortiert gehören, auch wenn ich sie heute nicht mehr aufschreiben kann. Ja, heute klingt der Tag wie eine Melodie in mir nach. Als würden die Harmonien den Frustnebel klären, die Bässe die Dunkelheit wegpowern. Alles liegt so klar vor mir-ich muss nur zugreifen. Allerdings entscheide ich tanzend, wohin ich zuerst greife. Also tanzt. Tanzt.

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