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Tag 6 – Schneller langsam werden

Seit zwei Tagen habe ich das Haus nicht verlassen, seit zwei Tagen sind zwei meiner Kinder zu Hause. Und ja, es ist schön. Es ist wirklich das totale Wochenendfeeling. Man fühlt sich erholt, ohne Druck und auch voller Tatendrang. Der Mann verlässt immer mal wieder mit der Keule das Haus, raus in die Gefahr. Er verkauft seine Arbeitskraft und erlegt natürlich Mammuts. Ich schicke ihn hinterlistigerweise in Arbeitskleidung einkaufen, um doch noch Milch oder Brot zu erbeuten. Arbeitskleidung ist jetzt wie ein Superheldenkostüm. Es verschafft Respekt, Anerkennung und weil es Kleidung für den Tiefbau und nicht wirklich sauber ist, auch Abstand.

Heute beherrscht vor allem noch immer der Ärger über ignorante Mitmenschen den Tag. Dabei geht es gegen alle Altersgruppen, gegen Rentner, die sich auf den Wochenmärkten und in Discountern drängeln, gegen partyfeiernde Jugendliche, Sonnenhungrige jeden Alters, spielplatzbevölkernde Familien und natürlich die vielen zwangsferienhabenden Schüler (wusstet Ihr, dass man zu viert auf einem Quadratmeter laufen kann?). Interessant, dass die Meinungen darüber so weit auseinander gehen. Oder ist es der fehlende Informationsfluss? Rebellion, schnelles Hintersichbringenwollen? Mich macht das so müde.


Da habe ich doch lieber meine Seife verräumt, die Küche optimiert, haushaltsübliche Dinge erledigt. Ansonsten haben die Kinder tatsächlich ihre Schulaufgaben erledigt und das mit einem Eifer, dass ich fast die Schule um neue Aufgaben bitten möchte. Ganz ruhig. Ich liebe meine Kinder. Die nächsten Aufgaben gibt es selbstverständlich von mir. Ich sage dann, dass es die Schule so will. So.

Vorhin habe ich eine sehr ausführliche Anleitung zum Nähen eines Mundschutzes gefunden. Euer heutiger Quicktipp!

Die Zahl der Infizierten ist auf ca 15000 gestiegen. Meine Quelle ist noch immer der Corona Live Ticker auf Facebook. Das geht doch schon sehr schnell mittlerweile. Italien vermeldet nun mehr Tote als China. Andere vermelden, dass es trotz hoher Ansteckung viele milde Verläufe gibt. Das sind nur einige Sätze, die mir hängen geblieben sind. Die meiste Zeit höre ich tatsächlich weg. Mehr Infos kann ich einfach nicht ertragen.

Vorhin wurde in den Abendnachrichten von SAT1 erzählt, dass die Familien mit ihren Kindern schon am Limit wären wegen der häuslichen Betreuung. Habe ich was verpasst? Oder haben die sich nur komisch ausgedrückt? Es sind doch erst zwei Tage, wo es ganz ernst ist so mit allen Zuhause. Gut allen. Die meiste Arbeit bleibt trotz aller Gleichberechtigung sowieso an den Frauen hängen. Ich hoffe, dass die Familien da jetzt alle sehr nacheinander schauen, sich unterstützen und liebend begleiten. Die Phasen der völligen Erschöpfung kommen noch bzw. werden intensiver.

Wir leben immer entspannt in unserer Familienbubble, Quarantänesituationen, Isolation, sich mit uns beschäftigen-das kennen wir schon und haben unseren Weg gefunden. Der Zeitpunkt unseres Budenkollers ist noch weit weg. Ich wünsche uns, Deutschland und der ganzen Welt das Positive dieser Krise. Auch wenn es viele einfach nicht sehen, sehen wollen. Die Natur atmet jedenfalls schon auf. Schalten Sie morgen wieder ein. Gute Nacht!

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