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Tag 7 – Die Stimmung ist irgendwie wie das Wetter

Es ist grau draußen und es regnet sogar etwas und die Temperaturen liegen bei 10 Grad. So richtig traut man sich nicht, alles zu genießen. Denn heute klingen die Nachrichten schriller, aufgeregter, ernster, ungeduldiger. Professor Lothar Wieler, Präsident des RKI, sieht irgendwie von Tag zu Tag schlechter aus. Er betont einmal mehr, dass die Lage ernst ist. (Wusstet Ihr, dass Professor Lothar Wieler Fachtierarzt und Veterinärmediziner ist?)

Nur die Landesregierung ist gefühlt zu entspannt. Auch der Bürgermeister der Kreisstadt hat eine unengagierte Ansprache ins Netz stellen lassen. Leblos. Genau gesagt, fand ich sie labbrig. So ohne Muskeln. Es klang eher wie eine Aufforderung zum Rausgehen und Relativierung der Gefahr. Es gäbe ja schließlich bisher keine Fälle bei uns zu verzeichnen. Hm, aber was geht mich Rathenow an, wir leben ja sehr weit weg davon, ca neun Minuten entfernt. Wenn sich mir und dem Auto kein Reh in den Weg stellt. Das ist locker Mindestabstand. Für den Fall der Fälle. Also Fälle von Infizierten.

Andrea Berg singt mit Vicky Leandros „Nein, sorg Dich nicht um mich!…“. Der MDR versteht es, mich wieder aufzumuntern. Aber auch in dieser Sendung möchte man über Corona sprechen. Nö. Ich nicht. Wo kann ich denn jetzt was unverfängliches finden, so ohne Endzeitstimmung, Infiziertenzahlen (sind übrigens, schnell den Ticker bemühen, bei ca 20.500-wtf! wow) oder ekligen Toten wie bei Bones. Börks Bones.

Schön wie die Kinder die Küche entern, als gäbe es kein Morgen. Ähm Schluck. Wird es denn ein Morgen geben? Immer mehr Unternehmen weinen in Kameras und ich weine fast mit. Ich hasse meine Empathie. Heute. Bei Prime habe ich jetzt Schatz, nimm Du sie aufgetan. Der sollte keine Hinweise auf Apoka… – Wo ist eigentlich der Herr des Hauses? Ich esse jetzt ein Stieleis und tunke das in viel Eierlikör, kuckt ja keiner. Wo sind eigentlich die Kinder? Ach stimmt ja: oben läuft Harry Potter.

Ich habe gerade der dunklen Terrasse erklärt, dass ich mein Eis allein esse. Keine Ahnung, ob mein Göttergatte da irgendwo war. Vorhin war er es noch. Er hat den Weihnachtsbaum (ja der vom letzten Jahr), der bereits so eine wunderbare, fröhliche graugrüne Farbe hatte, verbrannt. Ich schätze, der Hund wird uns noch lange daran erinnern, wenn sich der Geruch tagelang durch sein dichtes Fell an die Frischluft quält.

Mein Flurrenovierprojekt läuft. Ich bin begeistert, dass man hässliche Klinker streichen kann. Die haben wir uns im Taumel der Einzugsglücksgefühle in den Haustürrahmen kleben lassen. Damals war das schick. Leider hält sowas länger, als es schick ist.
Jetzt ist alles weiß, na gut-die Wand drum rum noch nicht. Unter uns, die ist seit dem Einzug nicht gestrichen worden. Danke Corona, Du hast es möglich gemacht, nach über zehn Jahren. (Warum muss ich an Das Leben des Brian denken? Jehova, Jehova…)

Hashtags des Tages sind

#supportyourlocal und #WirBleibenZuhause

Hier noch ein Servicehinweis, für die, die schon ihr Zeitgefühl verloren haben: Heute ist Freitag! Hoch die Hände! Wochenende. Gute Nacht.
PS: Toilettenpapier versucht, online zu bestellen (einfach, weil es nirgends, Toilettenpapier gibt) – Lieferung Ende April! Hier laut lachenden Smilie einsetz…

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