Blog,  Coropalypse

Tag 2 – Sonntag, oh geliebter Sonntag

Es ist schon Mittag. Und die Sonne scheint, als würde sie es besser wissen. Alles besser wissen. Sie sagt: Dumme, wunderbare Menschen. Schaut her, ich mache, wofür ich geboren wurde. Ich glühe und scheine. Das ist mein Job, ich sorge dafür, dass es Leben gibt, Photosynthese und so. Ich bin noch ein paar Milliarden Jahre da. Ich, das Zentrum.
Und was ist mit Euch? Menschen Ihr? Klopapier. (Sorry, der musste jetzt sein.)

Bei Prime haben wir gerade Once upon a time in Phuket entdeckt. Etwas lustiges aus Schweden. Sven steigt aus. Und ich habe das Gefühl, dass der Film auch bis zum Schluss richtig gut ist.
So kommen wir natürlich nicht vom halb abgedeckten Frühstückstisch weg. Aber ich möchte heute noch sichtbare Erfolge feiern. Da wären noch meine Seifenkästen zu streichen, das Schnittmuster für Mundschutz rauszukramen, Seifenrezepte rauszusuchen und umbasteln. Ach bin ich kreativ.
Den Kindern musste ich noch mal deutlich sagen, Toilettenpapier zu sparen. Einfach auch, weil es zu peinlich ist, im Moment Toilettenpapier zu kaufen. Die Filme mit den Streitereien an der Kasse um die Menge der Packungen haben wir doch jetzt alle gesehen, oder? Die Coropalypse (ohje Sven ist gerade von der Kletterwand gefallen) ist vor allem eine hygienische Angelegenheit.

Die Fallzahlen sind schon wieder angestiegen. Es gibt unterschiedlich aktuelle Quellen, auch unterschiedliche Erfassungen und Zählungen der Fälle. Das habe ich heute in meinen schlaflosen Nachtstunden erlesen. Auch, dass die Ausgangssperre droht. In Österreich auf jeden Fall. Da macht der Kurz kurzen Prozess. Nur die Berliner wollen es noch mal wissen. Schließlich sind das die voraussichtlich letzten Parties, also schnell noch mal für nicht nachvollziehbare Infektionsketten sorgen. Auch wenn die Polizei ständig alle Locations schließt. Dann trifft man sich eben heimlich. Trotzt der Polizei-ich war dabei.

Vorhin haben wir überlegt, überhaupt mal unseren Bestand an Essen zu checken. Denn es gab fast ein Handgemenge wegen der Anzahl der vorhandenen Linsenbüchsen. Das muss das Besinnen aufs Wesentliche sein in diesen Zeiten. (Sven taucht gerade)
Kleiner Zwischenstand: es sind fünf Büchsen Linsen. Und mir geht die ganze Zeit der Begriff Notration nicht aus dem Kopf. Ehrlich gesagt, denke ich da an ein Glas billige Brühe und ein paar verschrumpelte Kartoffeln. Aber schaut mal in Eure Vorräte, da sind ganze fünfgängige Menüse (lustiger Verschreiber, das lass ich jetzt so) möglich. Und aufgrund der unbestimmbaren Länge der Coropalypse ist auch ein Einteilen dieser Essensrationen sehr schwierig, also wird es, wenn es noch möglich ist, ein Nachkaufen von vielen Zutaten geben. Oder wissen die Leute nicht, wie eklig Nudeln irgendwann schmecken? So im Wechsel mit Ketchup, Zucker, Ei… (Sven hat natürlich seine Angebete Anja noch bekommen und das Buch zu Ende geschrieben)

Was man jetzt auch lernt, wenn man so wie ich, die Finger nicht von den Medien lassen kann, sind Begriffe wie Durchseuchung, Social Distance oder Shut Down. (Gerade kommt die Eilmeldung, dass Deutschland die Grenzen zu Frankreich, Österreich und Schweiz schließt) Ehrlich gesagt, komme ich nicht mehr hinterher. Zeit, um Medienfasten zu betreiben? Ausgerechnet jetzt?
Dabei haben wir aber alle Infos nur aus den Medien. Ich vermisse eine offizielle Mitteilung der Schule von Sue Heck. Aber morgen ist ja noch ein Tag nach dem Schock. Kam das wirklich so überraschend? Kommen morgen alle Schüler überhaupt? Denn es heißt, dass es keine Pflicht mehr ist. Letztendlich stelle ich immer wieder fest, dass eine digitale Schule/Webschule soooo viele Vorteile hat. Es war so schwer voriges Jahr, an Aufgaben zu kommen für Sue Klein, alles zu koordinieren mit Hausunterricht und Übungsaufgaben. Nun ist es wichtig für alle. Wird da mehr Energie, mehr Kreativität, mehr Wollen hineingesteckt? Oder nur ein Sollen?

Vielleicht muss ich auch an dieser Stelle erklären, dass wir uns im letzten Jahr mit Schulvermeidung, Schulangst und Heimunterricht beschäftigen mussten. Sue Klein schaffte es nicht mehr in die Schule. Sie war richtig krank. Schulpflicht geht in Deutschland über kleine zerbrechliche Seelen. Und wie ich in dem dann gefundenen Netzwerk lernte, ist mein Kind kein Einzelfall. Sie war dann mehrere Monate nicht in der Schule. Nach einem Schulwechsel und ganz viel Liebe und vielen Gesprächen mit allen Beteiligten hatte ich wieder eine Schülerin. Der Kampf war hart und nun gibt es wieder keine Schule. Schulterzuck.

Es ist 19.55 Uhr. RKI vermeldet:

„Stand: 15.3.2020, 15:00 Uhr (online aktualisiert um 18:25 Uhr)

Bis zum 15.3.2020 sind in Deutschland 4.838 laborbestätigte COVID-19-Fälle bekannt geworden, das sind 1.043 Fälle mehr als am Vortag. Davon wurden 4.195 COVID-19-Fälle elektronisch an das RKI übermittelt.“

Der Corona Virus-Liveticker auf Facebook spricht aktuell von 5525 Erkrankten. Und trotzdem sind viele genervt, haben keine Angst, selbst zu erkranken. Das sind wohl die, die das mit #flatteningthecurve nicht verstanden haben. #staythefuckhome

Eine weitere Hilfswebseite ist coronaport. Für alle, die helfen wollen.

Und jetzt wieder Prime-Time… bis morgäääähn.

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